Wodurch wird der Fogging-Effekt ausgelöst?

In den letzten Jahren haben viele Hersteller von Bau- und Renovierungsprodukten vermehrt schwerflüchtige organische Stoffe (SVOC) anstelle leichtflüchtiger organischer Verbindungen (VOC) als Lösemittel oder Additive eingesetzt. Die oft geruchlosen SVOC müssen nicht deklariert werden, da sie erst bei höheren Temperaturen als 200°C sieden und somit nicht als organische Lösungsmittel gelten. Die entsprechenden Produkte können folglich werbewirksam als „lösemittelfrei" angeboten werden.

Durch die Aufheizung der Wohnräume während der Heizperiode entweichen die SVOC verstärkt aus den verschiedenen Produkten. Sie schlagen sich in kälteren Bereichen der Wohnung auf sogenannte Wärmebrücken (Fensterflächen, Fensterrahmen, Decken/Wand-Bereich, Rolladenkästen [geringe Dämmung] u.a.) nieder und bilden dort einen klebrigen Kondensationsfilm. Wärmebrücken, Risse im Mauerwerk und andere Schwachstellen der Isolierung sollten so gut wie möglich isoliert werden, um ein größeres Temperaturgefälle gegenüber der Raumwand zu vermeiden. So sollten auch die Heizkörperthermostate während längerer Abwesenheit der Bewohner nicht gedrosselt werden, um ein Auskühlen der Wohnung zu vermeiden.

Es sollte mehrmals täglich gelüftet werden. Die beste Luftwirkung erzielt man durch Querlüften, indem man zwei gegenüber liegende Fenster weit öffnet. Dadurch wird die komplette Raumluft und damit auch die Ausgasungen nach außen geleitet und die Wohnung kühlt im Gegenzug nicht aus. Zum eigentlichen sichtbaren Fogging-Effekt in den Innenräumen kommt es dann, wenn sich durch bestimmte raumphysikalische Verhältnisse (Thermoströmung) der Zimmerfeinstaub an diese klebrige Kondensationsfläche anlagert und dort den typischen rußartig schmierigen Belag bildet.

Nach einer statistischen Untersuchung des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 1996 treten diese Schwarzfärbungen fast ausschließlich während der Heizperiode in Wohnungen auf, die zuvor renoviert oder neu bezogen wurden. In 52% der Fälle wurden Malerarbeiten vorgenommen, in 34% Fußbodenarbeiten (incl. Teppichbodenverlegung). In erster Linie dünsten die SVOC aus Bauprodukten wie Innenraumfarben, Lacken, Glasfasertapeten, geschäumten Strukturtapeten, Vinyltapeten, Kassettendecken aus Styropor, Heizkörperlacken, Laminatfußböden, PVC-Platten und Isolierschäumen aus. Weitere Quellen sind getufte Auslegeware mit einem Rücken aus aufgeschäumten Styrol-Butadien-Kautschuk, Holzimitat-Paneele und Kunststoffdekorplatten. Auch Kunststoffoberflächen von Möbeln können Weichmacher enthalten. Zu berücksichtigen sind auch diverse Kleber, z.B. von Bodenbelägen. Diese SVOC dünsten langsamer und wenig stark als die leichtflüchtigen organischen Verbindungen aus. Der Ausgasungsprozeß kann bis zu mehreren Jahren dauern.

Neben dem durch diese sog. luftgetragenen SVOC verursachten Effekt können bei bestimmten Untergründen (zum Beispiel Kunststofftapeten) bestimmte SVOC (zum Beispiel Weichmacher) an die Oberfläche wandern und einen Klebefilm bilden.

Dabei handelt es sich dann um die sogenannten „Migrations-SVOC“, die verantwortlich sind für das sogenannte Klebefilm-Phänomen.